Paula, du studierst derzeit Informatik im fünften Semester an der TUM. Wie bist du zu deinem Informatikstudium gekommen?
Ich hatte Informatik schon in der Schule als Fach. Das hat mir damals schon immer Spaß gemacht. In der Schule liegt der Fokus ziemlich auf dem Programmieren, also gewissermaßen der praktische Teil der Informatik. Ich hatte das Fach dann bis zum Abitur und wollte gerne noch einen tieferen Einblick in die Informatik gewinnen. Deshalb habe ich mich zum Studium an der Technischen Universität München entschieden.
Was ist in deinen Augen das Besondere an der Informatik?
Sie ist unglaublich vielseitig. Es geht nicht nur um Datenbanken oder um Programmieren, sondern es gibt viele Facetten und Wege, die alle sehr interessant ist. Es war aber schon eine interessante Erfahrung, dass das Studium der Informatik an der Universität mit dem, was ich in der Schule gelernt habe, eigentlich nichts zu tun hatte.
Wie meinst du das?
Wie ich schon gesagt habe, ist man in der Schule eher mit Programmieren und Anwendungsaufgaben beschäftigt. Im Studium spielt das gar keine Rolle. Die Programmiersprache ist eher ein Beiwerk zu den zahlreichen theoretischen Hintergründen. Da gibt es den Notenbonus, wenn ich mich damit beschäftige, aber im Grunde ist das nebensächlich. Die Theorielastigkeit und die Mathematik, das ist etwas, was in der Schule gar nicht thematisiert wurde. Davon wurde ich dann schon erstmal überrascht. Andererseits ist gerade hier der große Vorteil des Studiums. Man muss sich nicht auf eine oder wenige Sprachen begrenzen wie beispielsweise Java, sondern man bekommt Einblick in viele unterschiedliche Sprachen. Man kann sich dann eine schöne Sprache, die einem gefällt, aussuchen.
Ein Thema, das immer wieder im Zusammenhang mit der IT genannt wird, ist der geringe Frauenanteil. Ist da was dran?
Ich glaube, ich kann die Anzahl der Kommilitoninnen in meinem Semester an zwei Händen abzählen (lacht). Aber das ist nicht schlimm, finde ich. Ich habe schnell Freunde gefunden und ich denke auch nicht, dass das Geschlecht da eine besondere Rolle spielt. In der Uni selbst wird das auch nicht groß thematisiert. Im ersten Semester wurde das vielleicht mal erwähnt, aber mehr nicht. Ich habe aber den Eindruck, dass der Anteil an Frauen, die Informatik studieren, stetig zunimmt. In den jüngeren Semestern sehe ich immer mehr Studentinnen.
Gab es für dich als Frau eine gewisse Überwindung in ein derart männerdominiertes Berufsfeld einzusteigen?
Ich hatte in der Schule eine Informatiklehrerin. Den Gedanken, dass es ungewöhnlich ist, Frauen in der IT zu treffen, kenne ich also nicht. Wir wurden schließlich von einer Frau in Informatik unterrichtet. Von dieser Seite her wurde meine Entscheidung nie hinterfragt, im Gegenteil. Aber klar war mir auch damals irgendwie schon bewusst, dass es nicht unbedingt üblich ist, von einer Frau in diesem Fach unterrichtet zu werden.
Weshalb hast du dich für deine Werkstudentenstelle bei CIM entschieden?
Ich habe mal ein Schülerpraktikum bei CIM gemacht. Letztes Semester habe ich dann die Stelle auf LinkedIn gesehen und mir gedacht, dass ich das mal versuchen könnte. Ich bin jetzt seit Dezember 2021 hier und arbeite in der Entwicklungsabteilung. Momentan bin ich noch in der Einarbeitungsphase und bearbeite beispielsweise Bugs. Aber demnächst unterstütze ich das Entwicklerteam gemeinsam mit dem zweiten Werkstudenten der CIM auch bei einem größeren Projekt.
Wie gefällt dir die Arbeit bei CIM?
Ich arbeite sehr gerne mit den Kolleg*innen zusammen und fühle mich sehr wohl hier. Die Arbeit am Produkt macht mir wirklich Spaß. Ich hatte mit Lagerverwaltungssoftware bisher noch nie etwas zu tun, weshalb es für mich sehr spannend ist, die Prozesse dahinter zu verstehen. Hinzu kommt, dass die CIM ein sehr vielseitiges Unternehmen ist, in dem agil gearbeitet wird. Das ist sehr hilfreich, um zu verstehen, wie moderne Softwareentwicklung funktioniert.
Ist es was Besonderes als Frau in der Entwicklungsabteilung zu arbeiten?
Hier bei CIM gar nicht. Soweit ich weiß, sind hier mindestens noch zwei weitere Frauen allein in der Entwicklung tätig. Aber allgemein scheint es bei CIM keine große Rolle zu spielen, welches Geschlecht man hat. In meinen Augen werde ich nicht anders behandelt, als meine Kollegen. Vielleicht liegt das an der Unternehmenskultur, die bei CIM gelebt wird. Für die Entwicklungsmannschaft ist es nicht ungewöhnlich, dass eine Frau den Code mitliest, programmiert und an der Software arbeitet. In anderen Unternehmen ist das nicht unbedingt so. Von Kommilitoninnen weiß ich, dass sie durchaus mit ihrer Rolle als Frau konfrontiert werden, weil sie die einzigen sind. Ob man als Frau irgendeine besondere Rolle – in welcher Form auch immer – zugeschoben bekommt, das liegt in meinen Augen an dem jeweiligen Unternehmen und der Firmenkultur.
Ist die IT also attraktiver für Frauen, als ihr Ruf behauptet?
Jain. Also in meinen Augen spielt es für die Attraktivität des Studiums eigentlich keine Rolle, ob man eine Frau ist oder nicht. Das Problem liegt eher in der Erwartungshaltung vor dem Studium. Die Informatik hat eine sehr hohe Abbruchquote, weil man in der Schule nicht adäquat auf das Studium vorbereitet wird. Die Inhalte im Unterricht hatten mit dem, was ich in der Uni lerne, wenig zu tun. Deshalb glaube ich, dass hier eher das Problem begraben liegt. Wie soll ich mich für ein Studium entscheiden, von dem ich gar nicht weiß, was mich erwartet? In meinem Fall hatte ich noch einen besonderen Einblick, weil ein Familienmitglied in der Informatik tätig ist. Wenn man die Schule also als Vorbereitung für die Uni sieht und auch als Ausblick auf das, was mich dort erwartet, dann sehe ich hier noch deutlichen Verbesserungsbedarf bei den Schulen.
Hattest du schon Berührungspunkte mit Diskriminierungen gegenüber Frauen in der IT?
Nein, das muss ich ehrlich sagen, davon habe ich bisher noch nie etwas mitbekommen. Aber das ist natürlich nur ein subjektiver Eindruck. Ich kann da nur von mir sprechen und nicht von anderen. Bevor ich in die Informatik gegangen bin, habe ich schon irgendwie damit gerechnet, dass es für Frauen in der IT schwieriger sein könnte als für Männer. Aber weder im Studium noch in der Schule und auch nicht in der Arbeit ist mir etwas in der Richtung begegnet. Ich hoffe, dass es anderen auch so geht und dass sich derartige Befürchtungen als Vorurteil erweisen, das es bald nicht mehr gibt.
Vielen Dank, Paula, für deine Zeit.
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